Change Management - Kernwissen in HS II
Zusatzinformationen und Lösungshinweise

Organisationskultur: Ergänzende Informationen

Thesen zur Notwendigkeit und Möglichkeit der Veränderung der Organisationskultur

  1. Die Organisationskultur ist eine wichtige Einflussgröße für Organisationen und bestimmt auch Änderbarkeit und Änderungen mit.

  2. Die vorhandene Kultur weist wesentliche Defizite auf, die eine erfolgreiche Modernisierung der Verwaltung behindern. Das ist keine Kritik an den Mitarbeitenden, sondern Ergebnis bisheriger Strukturen (Input- statt Output- oder Outcomesteuerung, Detailregelungen auf der Basis von Misstrauen statt Globalsteuerung (mit Berichtspflichten, Evaluation) auf der Basis von Vertrauen, usw.).

  3. Die Kultur wird maßgebend durch die Vorgesetzten gestaltet. Hier liegen auch die größten Defizite im Hinblick auf die für eine moderne Verwaltung erforderliche Kultur.

  4. Veränderung sind nur über einen längerfristigen Prozess möglich, der die Basisannahmen erfasst (alle Änderungen auf höheren Ebenen sind nicht grundlegend genug, sie sind keine "Kulturänderungen". Allerdings müssen diese Ebenen mit mittel- und langfristiger Perspektive eingesetzt werden, um Änderungen der Basisannahmen zu unterstützen, s.u. das Konzept von E. Schein).

  5. Veränderung sind nur dann erfolgversprechend, wenn mit begrenztem Aufwand nachhaltige Veränderungsimpulse erzeugt und dauerhaft wirksame Lernprozesse in Gang gesetzt werden können. Das ist mit einem Vorgehen, das die Kulturgestaltung selbst anstrebt, nicht zu realisieren - Kultur ist "direkt" nicht änderbar. Vielmehr muss auf eine Meta-Ebene gearbeitet werden: es müssen Prozesse in Gang gesetzt werden, die zu einer Veränderung der Kultur in der gewünschten Richtung führen (können) (Meta-Steuerung: Verankerung von Lernimpulsen statt einmaliger Änderungen). ("Steuern statt Rudern").

  6. Elemente einer solchen "Meta-Steuerung"

a) Gestaltung des Anreizsystems

b) Institutionalisierung von Lernimpulsen

c) Informationssystem

  1. Das "Berliner Modell"
    Demnach ist der vom Land Berlin gewählte Weg grundsätzlich richtig, in einem Gesetz (dem Verwaltungsreform-Grundsätze-Gesetz) Assessment Center, Führungskräfte-Feedback und -Fortbildung sowie Kundenbefragungen vorzuschreiben. Damit werden permanente Reformimpulse und Lernprozesse institutionalisiert. Die Wirksamkeit dieses Vorgehens bedarf aber noch einer Überprüfung. Und die kritische Funktion der Öffentlichkeit (s. oben: "Informationssystem") sollte zusätzlich genutzt werden.

  2. Qualitätsmanagement / Gesamtkonzepte
    Erst Recht wirksam dürften umfassendere Konzepte der Outcome-Steuerung und des Qualitätsmanagements sein, die kontinuierliche Ziel- und Ergebnistransparenz schaffen. Für die Verwaltung insgesamt wird es auf den Willen der Politik ankommen, in dieser Hinsicht Transparenz und Veränderung zu fordern und den dafür erforderlichen eigenen Beitrag der Politik zu leisten.
Promotorenmodell: Ergänzende Informationen

- Siehe im Online-Verwaltungslexikon -

3. Aufgaben und Lösungen (soweit verfügbar)

  1. Auswahlfragen - Lösung
 

Kreuzen Sie an, ob die Aussage richtig oder falsch ist.

r

f

1.

Erfolgreichen organisatorischen Wandel gab es schon immer, auch ohne besondere "Techniken" und "Change Management".

r

 

2.

"Change Management" liefert die Theorie für organisatorischen Wandel, aber keine Hilfe für die Praxis. (Sie wertet die Praxis aus, erforscht die Erfolgsbedingungen und kann damit die Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg verbessern - und helfen Fehler zu vermeiden, die Misserfolg garantieren. Beispiel: das Promotorenmodell. Merke: Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie!)

 

f

  Das Änderungsgesetz von Lewin  

 

3. behandelt die Änderung von ablauforganisatorischen Prozessen,  

f

4. beruht auf Beobachtungen über den Erfolg von Diskussionen, die die Betroffenen aktiv einbeziehen, r

 

5. unterscheidet vier Phasen eines erfolgreichen Vorgehens für eine nachhaltige Verhaltensänderung, (drei Phasen)  

f

6. empfiehlt, Vorträge zur Information der Betroffenen mit anschaulich gestalteten Medien zu unterstützen,  

f

7.

gibt detaillierte Anweisungen für die Phase "Änderung" ("move"), (dazu sagt es nichts, Kern der Aussage ist: "bereitet die Änderung vor" und "sorgt dafür, dass sie sich auch wirklich durchsetzt und stabililisert")

 

f

8.

umfasst die Phase "Stabilisieren" ("Freeze") mit der verhindert werden soll, dass Rückfälle den Änderungserfolg wieder zunichte machen.

r

 

  Change Management-Vorgehen  

 

9.

Umfassende Information der Betroffenen durch Merkblätter, Wandtafeln usw. schafft Akzeptanz. (Dafür ist mehr erforderlich, z.B. die Beteiligung, Gruppendiskussionen usw.)

 

f

10.

Gruppenprozesse haben eine wesentliche Bedeutung für den Wandel.

r

 

11.

Wandel sollte sich in den Phasen "Verändern" und "Stabilisieren" vollziehen. ("Auftauen" fehlt).

 

f

  Organisationskultur    
12.

Kulturwandel erfordert die Veränderung von Annahmen, die den meisten Menschen unbewusst sind. (Die Ebene der Grundannahmen)

r

 

13.

Für einen Kulturwandel haben die Führungskräfte eine Schlüsselfunktion.

r

 

14.

Zur Organisationskultur gehört auch, wie sich eine Behörde nach außen darstellt (Kopfbogen, Zeichnungsformel usw.) (Die Ebene der äußerlich sichtbaren "Zeichen und Symbole")

r

 

15. Die Änderung der Zeichnungsformel oder anderer Äußerlichkeiten ist keine Änderung der Organisationskultur. (Erst wenn sich Basisannahmen ändern, sollte von einer Änderung der Kultur gesprochen werden.) r

 

  Promotorenmodell    
16.

"Machtpromotor" ist ein Vorgesetzter, dem die Aufgabe übertragen worden ist, das Vorhaben zu fördern. (Pflichtgemäß die übertragene Aufgabe zu erfüllen reicht nicht aus, s. Nr. 9!)

 

f

17.

Der Fachpromotor muss sich durch besonderes Engagement auszeichnen. "Pflichterfüllung" reicht nicht aus. (Richtig, das ist das Besondere an diesem Modell für erfolgreiche Innovation, wie die empirische Forschung belegt.)

r

 

18.

Promotorenmodell und Projektorganisation sollten in der Regel kombiniert werden. (Die Regel sollte es nicht sein, da gibt es Kompetenzprobleme mit der Projektgruppe! Was soll ein "Fachpromotor" neben einer Projektgruppe?)

 

f

19.

Umfangreiche Vorhaben, bei denen zahlreiche Organisationseinheiten beteiligt werden müssen, erfordern in jedem Fall den Einsatz von Promotoren. (Das übersteigt die Leistungsfähigkeit dieses Modells, dafür eignet sich aber die Projektorganisation.)

 

f

20.

Ein Prozesspromotor kann die Arbeit von Macht- und Fachpromotor unterstützen, indem er die Verbindung zwischen ihnen und weiteren Beteiligten herstellt und den Innovationsprozess steuert.

r

 

Zurück

  1. (keine Lösungshinweise verfügbar)

  2. (keine Lösungshinweise verfügbar)

  3. Diskutieren Sie exemplarisch (an ausgewählten Beispielen), ob wir derzeit die für eine moderne Verwaltung erforderliche Kultur haben. Grundlage der Diskussion können sein:

Erwartet wird eine vertretbare Diskussion im gesteckten Zeitrahmen (ca 30 Minuten) anhand exemplarischer Probleme und Problemaspekte.

Hinweise zu Nr. 4
Problemaspekte können sein:

  1. Diskutieren Sie die Aussagen des "Qualitätsleitbildes" des BVA (als Anhang 1 beigefügt) im Hinblick auf " Kulturmanagement". Mögliche Fragestellungen:
    1. Sind die Forderungen des Qualitätsleitbildes ohne Änderung der "Organisationskultur" der Abteilung IV zu verwirklichen? (Was bedeutet "Kultur", welche Ebenen der Kultur werden durch die Forderungen angesprochen?)
    2. Wie könnte ein erfolgreicher Kulturwandel eingeleitet werden?

    Lösungshinweise

    Aus der Lösung eines Studenten/einer Studentin (bearbeitet):

    Unternehmenskultur ist eine unsichtbare Steuerungsgröße, die sich in einer gemeinsamen Orientierung aller Mitarbeiter in Bezug auf Basisannahmen, Normen und Standards und Zeichen und Symbolen manifestiert. Zu den Basisannahmen zählt die Sichtweise auf die Umwelt, z.B. ob sie als bedrohlich oder herausfordernd empfunden wird. Auch die Definition von Arbeit in der Organisation, ob Kaffee am Arbeitsplatz getrunken werden darf oder ob der Mitarbeiter am Arbeitsplatz "schuften und schwitzen" muss, gehört ebenso zu den Basisannahmen wie die Grundeinstellungen der Vorgesetzten den Mitarbeitern gegenüber (sind Mitarbeiter gut oder schlecht, sind sie lernfähig oder nicht).

    Aus all diesen Basisannahmen folgen geschriebene und ungeschriebene Normen und Standards sowie als sichtbarer Ausdruck der Kultur Zeichen und Symbolen. Es gibt Normen, gegen die man einfach nicht verstößt: etwa in einer Besprechung etwas gegen die Aussage eines Vorgesetzten zu sagen.

    Aus den unter Punkt B des Qualitätsleitbildes gemachten Aussagen könnte im Umkehrschluss auf einer bisher schlechte Organisationskultur geschlossen werden.

    1. Führungsentscheidungen waren bislang nicht klare Entscheidungen, sondern mal so mal so.
    2. Die Zusammenarbeit war bislang keineswegs vertrauensvoll.
    3. Die Basisannahmen zur Natur des Mitarbeiters waren eher negativ, d. h. Mitarbeiter wurde als wenig entwicklungsfähig betrachtet.
    4. Verhaltensorientierung und menschliche Beziehungen waren bislang eher auf Einzel- als auf Teamerfolg gerichtet.


    Das Qualitätsleitbild des BVA betrifft also die Ebene der Basisannahmen zur Natur der Mitarbeiter, die Verhaltensorientierung und die menschliche Beziehungen, und damit die Organisationskultur im BVA. Die bisherige Organisationskultur weicht von dem Soll-Zustand erheblich ab.

    Organisationskultur wird insbesondere durch das prägende Verhalten der Vorgesetzten beeinflusst. Wenn diese sich dem neuen Leitbild und damit verbundenen der neuen Organisationskultur entsprechend verhalten, dienen sie als Vorbilder und Multiplikatoren für die übrigen Mitarbeiter. Dies kann sowohl durch materielle wie auch immaterielle Anreize gefördert werden.

    1. Die Vorgesetzten werden durch Vorgesetzte beurteilt, ebenso wie im so genannten Vorgesetzten-Feedback durch ihre Mitarbeiter. Die Position des Vorgesetzten kann somit aufgewertet werden und einen neuen Stellenwert bekommen, das ist ein immaterieller Anreiz zur Umsetzung von Punkt B 1 des Leitbildes.
    2. Bei der Einstellung und Beförderung der Vorgesetzten unter Verwendung von Assessment Center werden nur Bewerber ausgewählt, die Gewähr dafür bieten, sich im Sinne der neuen Organisationskultur zu verhalten, sie zu verbreiten und gegebenenfalls auch fortzuentwickeln.

    Ebenso wichtig sind Informationssysteme, wie z. B. regelmäßige Kunden- und auch Mitarbeiterbefragungen, deren Ergebnisse dann aber zumindest behördenintern veröffentlicht werden müssen.

    Die Verankerung solcher Lernimpulse statt der einmaligen Änderung eines (Teil-) Aspekts nennt man Meta-Steuerung.

    Begleitend zur Einführung und Umsetzung des Qualitätsleitbildes muss gewährleistet sein, dass sich die Organisationskultur tatsächlich in die gewünschte Richtung weiterentwickelt. Ansatzpunkte für diese Veränderung sind mit den angegebenen Maßnahmen vorhanden. Aber auch die Kontrolle und weitere begleitende Maßnahmen im Rahmen von Qualitätsmanagement, Change Management und Controlling sind unverzichtbar.

    (Zurück)

  2. (keine Lösungshinweise verfügbar)

  3. (keine Lösungshinweise verfügbar)


Anmerkungen

[1] Witte formuliert: "Promotoren sind keine Verwalter, die pflichtgemäß und verordnungsgetreu ein vorgeschriebenes Stellenbild ausfüllen. Promotoren sprengen das instanziell festgelegte Maß an Aktivität. (Das Promotorenmodell, in: Hauschildt/Gemünden (Hrsg.), Promotoren. Champions der Innovation. 1998, S. 11, 15)

 

 

Verantwortlich und © CopyrightProf. Dr. Burkhardt Krems
Köln, 2007-01-15 . Kontakt | Impressum